Auge um Auge, Zahn um Zahn

Wir zerfleischen uns zur Zeit gerade gegenseitig ziemlich heftig. Grund – man mag es kaum glauben: Ein winzig kleiner Käfer. Ein Virus. Einige sind gegen diesen Eindringling, weil es ihn gar nicht gebe, sondern eine fiese Erfindung sei, um sich der Menschheit zu bemächtigen. Andere sind bloss gegen die Massnahmen gegen diesen Winzling, weil sie übel nach Bevormundung und Freiheitsberaubung riechen; man solle ihn einfach wuchern lassen, dann löse sich das Problem mit der Zeit von selbst. Wiederum andere sind ebenfalls gegen diesen Virus, wollen ihn aber gerade deshalb mittels Impfung bekämpfen und mit Hilfe von Massnahmen eindämmen, weil er die Gesundheit und die Wirtschaft gefährde und nicht selten zum Tod führe.

Ich gehöre zur dritten Gruppe. Das gebe ich gerne zu.

Doch was ich abgesehen davon überhaupt nicht verstehe: Wir bekämpfen einander statt das Problem! Das geht so weit, dass einige im Namen ihrer Überzeugung sogar Gewalt und Vandalenakte ganz ok und irgendwie sogar noch cool finden.

Sind wir wirklich so doof? Auf Martin Luther King soll die ebenso sinnige wie berühmte Aussage zurückgehen: “Das Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn hinterlässt auf beiden Seiten nur Blinde und Zahnlose.” Eine alte Erkenntnis, immerhin wusste schon Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert: “Der Mensch ist des Menschen Wolf.” Na dann: Prost! Oder doch eher: Wake up!?

Take good care!
Pfr. Harald Ratheiser

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