Durch den Sturm

Im berühmten Film «Das Boot» sinkt das U-Boot nach einem Angriff unkontrollierbar ab: 160m – 170m – 180m. Die Crew hat Angst, dass das U-Boot implodiert. 190m – 200m – 210m. Einer ruft: «Wir saufen ab!» Alle schauen mit Schweiss, Angst und Panik im Gesicht auf den Tiefenmesser. 220m – 230m – 240m. Für solche Tiefen ist das U-Boot nicht gemacht. 250m – 260m – 270m. Dann ein Ruck: Das U-Boot liegt unmanövrierbar auf dem Meergrund. Und jetzt: Stille. Die Crew wartet auf den sicheren Tod.

Nach über 15 Stunden auf dem Meeresboden berichtet der Monteur, dass die gröbsten Schäden repariert werden konnten. Aber reagiert das Boot überhaupt noch? Der Kapitän befiehlt, das Auftauchen zu versuchen. Sie haben nur einen Versuch. Im Film fast 1½ Minuten warten, ob es gelingt. Es wirkt wie eine Ewigkeit. Dann endlich eine kleine Bewegung: 270m – 260m – 250m. Das U-Boot steigt. Die Crew jubelt. – Auf youtube ist diese Szene übertitelt mit: «Die Auferstehung.»

Wenn wir den Eindruck haben, abzusaufen, wäre es ganz praktisch, einen Jesus on board zu haben; er soll ja mal kurzerhand einen Sturm gestillt haben. Bloss: So läuft es in der Regel nicht. Deshalb: Wie kommen wir durch den Sturm? Wie finden wir mitten in einem Lebenssturm unsere innere Ruhe? Das ist es, denke ich, was Jesus meint, als er am Schluss der Sturmstillung fragt: «Wo ist euer Vertrauen?»

Ruhe im Sturm bringen uns nicht gute Tipps oder fromme Ratschläge. Wenn Gott uns hilft, schickt er uns weder einen Engel ans Bett noch überflutet er uns mit einem wohligen Gefühl. Wenn Gott uns hilft, dann tut er das mit Freunden an unserer Seite, mit Liebe, die uns trägt.

Kurz vor der «Auferstehung» des U-Boots, als der Bootsmonteur berichtet, dass die schlimmsten Schäden behoben werden konnten, sagt der Kapitän gedankenversunken zu sich selbst: «Gute Leute muss man eben haben.»

«Gute Leute» – Freunde also, Menschen, die uns lieben – lassen den Sturm nicht auf wundersame Weise verschwinden. Aber sie helfen uns, im Sturm durchzuhalten. So hilft uns Gott durch den Sturm. So finden wir Vertrauen, Selbstvertrauen und Gottvertrauen. Und vielleicht sogar eine innere Ruhe und Gelassenheit, die uns selbst überrascht.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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