Ein Hauch Gelassenheit

Ein König ging oft verkleidet und unerkannt durch die Strassen, um zu erfahren, wie es um das Volk steht. Eines Abends klopfte er an eine Tür: “Darf ein Gast eintreten?” “Gerne”, antwortete ein Mann, “das Essen reicht für uns beide.” Während des Mahls fragte der König: “Wovon lebst du?” “Ich bin Flickschuster. Jeden Morgen gehe ich durch die Stadt und flicke den Leuten die Schuhe.” Der König fragte: “Und was wird morgen sein, wenn du keine Arbeit bekommst?” “Morgen? Gott weiss es.”

Diese Geschichte geht natürlich noch weiter. Aber sie ist zu lang, um hier abgedruckt zu werden. Doch auch in dieser Kürze kommt das Entscheidende rüber: “Morgen? Gott weiss es.” Das gefällt mir. Dieser Schuster ist nicht ein naiver Tagträumer. Er tut, was er kann, arbeitet, kümmert sich. Was aber darüber hinausgeht – er nimmt es, wie es kommt. Das zeugt von einem gesunden, natürlichen, unspektakulären Gottvertrauen. Das zeugt von Gelassenheit.

“Morgen? Gott weiss es.” Vielleicht gefällt mir das deshalb so gut, weil ich in dieser Haltung noch nicht so geübt bin. Aber ich habe den Verdacht, dass unaufgeregte Gelassenheit – oder eben Gottvertrauen – entlastet und entkrampft. Wir können’s ja mal versuchen. Und in den Ferien damit beginnen.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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