Licht machen, nicht Lärm

Ich finde sie umwerfend, jene Episode, von der ich nicht einmal weiss, ob sie sich exakt so abgespielt hat. Wenn nicht, ist sie zumindest gut erfunden.

Zwei grosse deutsche Theologen des 20. Jahrhunderts: Rudolf Bultmann in Marburg, Wolfgang Trillhaas in Göttingen. Als Trillhaas seinen Kollegen Bultmann in Marburg besucht, ist Bultmann nach einem langen theologischen Fachgespräch derart müde, dass er früh zu Bett geht. Trillhaas hingegen hat noch Lust auf einen Stadtbummel. Bultmann gibt ihm den Hausschlüssel und geht schlafen, während Trillhaas etliche Wirtshäuser besucht und schliesslich etwas angeheitert zurückkehrt. Als er den Lichtschalter drücken will, erwischt er versehentlich die Hausglocke. Im oberen Stock geht die Zimmertür auf und ein schlaftrunkener Bultmann brummelt: «Sehen sie, Herr Kollege, so geht es uns Theologen: Wir wollen Licht machen und machen Lärm.»

So guet!

Die Theologie, die Kirche – wir! ich! – sollen nicht Lärm machen. Nur darauf hinweisen, was natürliches, vielleicht unspektakuläres Gottvertrauen zu leisten vermag: Es gibt uns festen Boden unter die Füsse. Es hilft uns, auch mal gelassen zu schmunzeln, wenn sich ein Problem wieder unglaublich wichtig nimmt. Das wäre dann wohl jenes „Licht machen“.

Take good care!
Pfr. Harald Ratheiser

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