Lob der krummen Gurke
Gurken müssen vor dem Verkauf geprüft werden. Eine Gurke landet auf dem Kompost, weil sie 64 Gramm zu schwer ist, und eine andere Gurke kann nicht in den Verkauf, weil sie krumm ist. Gurken gehorchen in ihrem Wachstum keiner Norm, sondern der Bodenbeschaffenheit und dem Klima. Warum also muss alles Gemüse im Laden scheinbar perfekt sein? Die Güter der Schöpfung sind auch dann gesund, wenn sie krumm gewachsen sind. Längst gibt es Schablonen, mit denen Früchte jeglicher Art bemessen werden. Und wenn das Gemüse durch die Schablone fällt, landet es vielleicht im Hofladen um die Ecke, aber nicht mehr im Supermarkt. Ein nicht unerheblicher Teil der Ernte kommt gar nicht in den Handel.
Ob die Hungernden dieser Welt sich das vorstellen könnten? Aber was würde passieren, wenn Menschen ihr Obst und Gemüse künftig direkt beim Erzeuger kaufen? Oder wenn das Gemüse im Supermarkt plötzlich nicht mehr einer fiktiven Norm entspräche, sondern so aussähe, wie es auf dem Acker gewachsen ist? Darum will ich das Lob der krummen Gurke anstimmen. Ich freue mich über die winzigen und die riesigen Kartoffeln. Auch die krummen Rüebli sind schön.
Alle diese Lebensmittel zeigen die unendliche Vielfalt der Schöpfung. Alle diese Lebensmittel loben Gott für die Phantasie und Kreativität, mit der er alles geschaffen hat. Ich freue mich, dass sich dieser Reichtum nicht in wenige Normen zwängen lässt. Ich freue mich auch, dass Gott die Menschen sehr unterschiedlich geschaffen hat. Und ich bin dankbar, dass er nicht nach dem Aussehen urteilt. Ich danke Gott, dass er jeden und jede von uns liebt mit all seinen/ihren Fehlern und Macken.
Pfr. Andreas Gäumann