Mal ganz still sein
Irgendwie entspricht es nicht meiner Natur. Aber ich wünschte, ich könnte das besser: Ganz still sein. Mal aufhören zu tun. Einfach sein. Und still sein. Nicht über die nächste Aufgabe nachdenken. Meinen Gedanken freien Auslauf gewähren. Sie ziehen lassen. Ihnen erlauben, mich fortzutragen. Mich dabei überraschen lassen, wo ich lande.
Ansatzweise – und leider nur manchmal – gelingt mir das Still-Sein während der Schlussentspannung beim Yoga unserer Kirchgemeinde. Nach 45-50 Minuten, die durch meist sanfte Bewegungen und Stellungen zu einer besseren Körperwahrnehmung führen, gehören die letzten 10-15 Minuten ganz der Entspannung, der Stille. Und da, manchmal, gelingt es mir, ruhig zu werden. Still zu sein. Meine Gedanken nicht mehr zu kontrollieren. Sie fliessen zu lassen. Das tut bis tief in die Seele hinein gut.
Diese Stille nennt sich auch beten. «Unser Vater im Himmel …» Und dann ruhig atmen. Still sein. Nicht mehr selbst reden. In der Stille Gott kommen lassen. Gott überhaupt einmal die Chance geben, bei mir zu sein. Ich glaube, so kann mir das Beten gelingen. Wenn ich ganz still bin. Das wäre dann auch eine Art “Auffahrt”.
Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser