Multioptionsstress
Ich möchte mal wieder einen Film schauen. Also: TV-Programmcheck. Resultat: Nix, was mich interessiert. Zum Glück gibt’s Netflix. Ich beginne die Suche … scrolle und scrolle … verliere mich in der riesigen Auswahl … nach ca. einer halben Stunde gebe ich leicht frustriert auf. Der Klassiker! Ich geh ins Bett. Bin ja eh müde.
Früher gab’s drei, vier TV-Sender: SRF, ARD, ZDF, ORF. Das war’s. Die Auswahl eng begrenzt, entsprechend simpel die Wahl. Heute ist das Angebot so riesig, dass es schon wieder stresst.
Das kommt mir bekannt vor. Eine der berühmtesten Geschichten ist die vom «verlorenen Sohn». Seine Möglichkeiten beim Vater sind überschaubar, aber er hat ein gutes Leben. Doch dann will er raus, die Welt erkunden, die vielen Optionen auskosten. Er geniesst es, lebt auf grossem Fuss. Wie sich bald zeigt: auf zu grossem. Weil er möglichst viel will, verliert er sich selbst. Irgendwann sagt er sich ernüchtert und frustriert: Das kann’s nicht sein, ich will zurück in mein altes Leben.
Die «Toten Hosen» fragen in einem Lied: «Warum werde ich nicht satt?» Vielleicht ist es der Multioptionsstress, die Lust nach mehr angesichts der riesigen Auswahl. Ich vermute: Reich ist, wer sich selbst findet – und damit das Leben, das ihm resp. ihr entspricht.
Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser