Scheinriese

Woher kommt eigentlich das Wort «Scheinriese»? Kein Witz: Aus einem Kinderbuch! Genauer: Aus Michael Endes «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer». Der hilfsbereite Tur Tur ist sehr nett, sehr friedlich – aber auch sehr einsam. Alle fürchten sich vor ihm. Denn aus der Distanz betrachtet ist er ein angsteinflössender Riese. Da suchen natürlich alle sofort das Weite. Und Tur Tur bleibt allein. Was niemand weiss, weil alle gleich davonrennen: Je näher Tur Tur kommt, umso kleiner wird er.

Als Kind habe ich den Marionettenfilm «Jim Knopf» geliebt. Später wurde das Buch als Comic, danach sogar mit echten Schauspielern verfilmt.

Tur Tur ist ein Paradoxon. Normalerweise gilt: Je weiter weg, desto kleiner. Bei Tur Tur ist es genau umgekehrt. Aus der Nähe betrachtet ist er weder besonders gross noch besonders «gfürchig». Ein Scheinriese eben.

Heute wird das Wort z.B. für Personen verwendet, die grösser, mächtiger, angsteinflössender wirken, als sie tatsächlich sind. Wenn ich es richtig betrachte: Auch einige meiner Probleme sind Scheinriesen. Wenn ich den Mut habe, mich auf sie einzulassen, verlieren sie manchmal ihre bedrohliche Gewalt.

Bin ja mal gespannt, welche meiner Schwierigkeiten sich 2024 als Scheinriesen entpuppen.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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