Was ist das eigentlich?
Das ist doch verrückt: In ihrem Namen wird gehasst und geliebt, verletzt und verbunden, gelitten und gejubelt, geweint und gelacht. Aber wer kann sagen, was Religion eigentlich ist? Über die Bedeutung des lateinischen Wortes «religio» wird nämlich – wie könnte es anders sein – gestritten.
Es könnte von religare kommen, was heissen würde: «verbinden, zurückbinden». Damit wäre dann die Verbundenheit mit dem Ursprung gemeint. Es könnte aber auch auf relegere zurückgehen, also «wieder lesen, beachten» heiliger Texte. Oder, dritte Variante, es stammt von religere ab, d.h. «auswählen»: Religion als Akt der Entscheidung.
Unglaublich: Die Welt ist voller Religion, im positiven wie – holy shit! – im negativen Sinn, aber niemand weiss, was Religion exakt ist. Nun, vielleicht ist dieses Nicht-Wissen genau richtig. Vielleicht sogar gewollt. So kann nämlich niemand behaupten, im Besitz letztgültiger Wahrheit zu sein.
Mir gefällt, was Lorenz Marti dazu schreibt (Türen auf, S. 89): «Es geht um das Leben. Um mehr Leben, um ein tieferes Leben, um ein erfülltes Leben. Eine gesunde Religion ist kein blutleeres Konzept, sondern eine Lebensweise. Nicht Theorie, sondern Praxis. Die religiöse Beziehung zur Welt erwächst aus dem Bewusstsein, dass jeder Augenblick ein Geschenk ist. Und die spontane Antwort darauf heisst: Dankbarkeit.“
Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser