Die Sprengkraft der Kerzen
Vier Kerzen, vier Wochen im Advent muss man abwarten, bis dann endlich das grosse Fest da ist. Das Fest, an dem dann ganz viele Kerzen angezündet werden. Aber wozu die vielen Kerzen an Weihnachten?
Nicht ohne Grund ist das Kerzenlicht ein Symbol für Weihnachten geworden. Nicht nur weil es schön oder romantisch ist. Im Kerzenlicht spiegelt sich etwas davon, was an Weihnachten vor 2021 Jahren geschehen ist. Gott entzündete ein kleines Licht in einem Stall, weit weg von den strahlenden Lichtern der Zentren der damaligen Welt. Ein kleines Kind soll die Wende bringen, soll Licht bringen.
Ein zunächst sanftes Licht entzündet Gott, als Jesus in diesem armseligen Stall auf die Welt kommt. Doch das Kind wird die ganze Welt verändern. Dieses sanfte Licht aus Bethlehem entwickelt bald einmal eine enorme Sprengkraft. Die Sprengkraft seiner Worte veranlasst noch heute Menschen zu einem neuen Leben und Handeln. So erinnert jede Kerze auch an die Sprengkraft seiner Worte.
Aber auch Kerzen selbst haben eine enorme Sprengkraft! Als 1989 die DDR zusammenbrach, zeigte sich die Sprengkraft der Kerzen. “Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf Kerzen und Gebete.” So der Kommentar eines Stasi-Generals über die Wende. Machtapparate können, so hat es sich gezeigt, mit Kerzen und Gebeten überrumpelt werden.
Und im Advent und an Weihnachten in Arbon, wo bleibt da die Sprengkraft der Kerzen? Jede Kerze, die ich anzünde, kann ein Ausdruck des Glaubens sein, dass Gott mir die Kraft zur Veränderung schenkt, dass die Dunkelheit des Winters wie der Welt nicht anhält. Mit jeder Kerze, mit jedem Gebet kann ich deutlich machen: Ich möchte fest darauf vertrauen, dass Gott seine Verheissungen einlöst.
Advent – nicht nur eine Zeit sentimentaler Kindheitserinnerungen und Wochen hektischer Geschenksuche, sondern auch die Aufforderung, daran zu glauben, dass Grenzen gesprengt werden können und Veränderungen möglich sind. Denn auf alles sind wir vorbereitet – nur nicht auf Kerzen und Gebete.
Pfr. Andreas Gäumann