Die Fragen von gestern …

… sind die Fragen von morgen.

Margarete verliebt sich in Faust und stellt ihm die entscheidende Frage: «Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?» Die berühmte «Gretchenfrage» in Goethes Faust.

Wer heute nach der Religion fragt, macht sich sofort verdächtig. Religion, Gott, Gottvertrauen: Diese Worte nehmen wir kaum noch in den Mund – zu heikel, zu persönlich. Einigen sind sie schlicht peinlich. Statt von Gott sprechen wir vom Universum. Wir beten nicht, sondern geben eine Bestellung beim Universum auf. Wir sind nicht mehr religiös, sondern spirituell, wobei wir gleich dem Verdacht vorbeugen und erklären: «Mit Kirche hat das im Fall nichts zu tun.»

Dabei sind die Fragen von gestern die Fragen von morgen: Was ist mir wichtig? Worauf setze ich? Worauf vertraue ich? Woran orientiere ich mich? Zentrale Fragen. Kirche, Religion und Philosophie stellen sie uns.

Egal, welche religiöse Einstellung jemand hat: Wenn wir diese Fragen wie heisse Kartoffeln von uns schieben, besteht die Gefahr, dass wir unsere religiöse Sprachkompetenz verlieren, dass wir uns der kurzweiligen Oberflächlichkeit ausliefern, dass wir das Feld den religiösen Scharlatanen überlassen.

Uns selbst und unserer Gesellschaft tun wir damit vermutlich keinen Gefallen.

Beste Wünsche für 2025 and take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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