Im Wind des Geistes
Wenn es still wird, werden die Fragen laut. So auch bei Nikodemus. In der Nacht schleicht er sich durch Jerusalems Gassen – ein angesehener Gelehrter, doch voller Sehnsucht. Er huscht an den Leuchten vorbei, will nicht gesehen werden. Und doch: Er macht sich auf. Zu Jesus.
Jesus nimmt ihn ernst – und sagt: „Du musst neu geboren werden, von oben, durch den Geist.“ Der Glaube beginnt nicht mit Gewissheit, sondern mit Sehnsucht. Und mit dem Mut, sich aufzumachen.
Nikodemus versteht es zunächst nicht. Aber er geht weiter. Und der Geist wirkt. Wie der Wind – man sieht ihn nicht, aber spürt seine Kraft.
Später tritt Nikodemus öffentlich für Jesus ein, widerspricht der Ungerechtigkeit. Und am Ende bringt er zu Jesu Grab kostbare Myrrhe. Aus dem scheuen Nachtsucher wird ein Bekenner im hellen Tag.
Das ist das Wunder des Glaubens: Wer sich wie Nikodemus aufmacht – mit Fragen, Unsicherheit, vielleicht sogar Angst –, erlebt, wie Gottes Geist verwandelt. Aus dem Zweifel wächst Mut und aus dem Zögern ein Bekenntnis.
Seid behütet und gesegnet
Euer Pfr. Michael Röll