Kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?

Die Jünger sind zusammen im Boot unterwegs, plötzlich zieht ein Sturm auf. Erst schläft Jesus, während alle anderen verzweifeln, aber dann wacht er auf. Er schreit den Sturm an, und dieser gehorcht und verschwindet.

Die Geschichte fasziniert Menschen, weil uns darin ein mächtiger Gott gezeigt wird. Andererseits ruft sie Widerstand hervor. Die Begebenheiten können uns überzogen und idealistisch erscheinen – sehr verständlich, weil Menschen oft nicht den Gott erleben, der den Sturm des Lebens von einer auf die andere Sekunde stillt.

Und doch finde ich die Geschichte sehr lebensnah. Wenn die Jünger den schlafenden Jesus fragen: „Herr, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“, dann nimmt die Erzählung diese Grunderfahrung in erstaunlicher Ehrlichkeit auf: Oft wirkt Gott wie abwesend.

In der Erzählung begegnen wir keinem Gott, der auf wundersame Weise jedes Unglück fernhält, sondern einem Gott, der da ist. Nicht gleich, aber dann mit aller Macht. Wir erleben einen Gott, der sich rufen lässt und tröstet.

Die Erzählung macht mir Mut: Der christliche Glaube löst nicht jedes irdische Problem, aber er öffnet mir den Raum einer Begegnung mit Gott, sodass mich auch der schwerste Sturm nicht überwältigt.

Seid gesegnet und behütet.

Euer Pfarrer

Michael Röll

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