Störstellen

«Ich arbeite mit meinem Wölbungshobel die jüngste Geigendecke aus. Wenn alles perfekt sein muss, entsteht am Ende kein Klang. Ich muss Störstellen zulassen … Das hilft der Schönheit, der Ambivalenz, den Klangfarben.» (WerkZeuge, S. 25)

Dieser Gedanke des Münchner Geigenbaumeisters und Physikers Martin Schleske spricht mich an. Wir mögen es ja lieber vollkommen harmonisch – im Leben, in der Liebe, in unseren Beziehungen. Immer schön soll es sein. Nebengeräusche, Disharmonien in Form von Streit oder Spannungen stören und belasten.

Doch mit diesem Anspruch überfordern wir das Leben. Wir überfordern die Liebe und überhaupt jede Beziehung. Sie können das nicht leisten. Weil wir es nicht leisten können. «Störstellen» gehören nun mal dazu. Vermutlich sind sie sogar Teil der Schönheit unseres Lebens.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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