Was läuft da schief? Teil II
Im meinem letzten «Wort zum Tag» habe ich gefragt: Es geht uns immer besser – aber geht es uns auch gut? Sind wir mit dem, was uns das Leben heute bietet, freier, gelassener, zufriedener? Oder eher verletzlicher, gehetzter, ängstlicher? Gemäss einer Studie (Obsan 2022) bezeichnen sich 6.4% unserer Bevölkerung als einsam. Rund eine halbe Million!
Was fehlt uns? Ich wage eine vorsichtige (Teil-)Antwort: Könnte es evtl. doch sein, dass uns etwas von dem fehlt, was früher selbstverständlich war, heute aber von vielen belächelt wird: Religion? Religion im Sinn von «religare»: Rückbindung an etwas Höheres, Grösseres? An Gott? Rückbindung an eine Gemeinschaft wie die Kirche.
Ich behaupte nicht, Religion sei die ganze Antwort auf die Fragen unserer Zeit. Bestimmt nicht! Aber eine Gottesbeziehung, die mich verbindet mit dem, was über mich hinausgeht, ein Gottvertrauen, das mich nicht vor jeder Trauer oder Angst bewahrt, aber mich durch Trauer und Angst hindurchführen vermag – wenn das abhandenkommt, entsteht womöglich jene «klaffende Lücke» (Tobias Haberl), die ganz offenbar auch nicht durch noch mehr soziale Medien, noch mehr Unterhaltung, noch mehr Ablenkung oder Wohlstand geschlossen werden kann.
In zwei Wochen folgt ein dritter Teil …
Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser