Was läuft da schief? Teil I

Wer in der Schweiz lebt, ist im Vergleich fast zur ganzen restlichen Welt enorm privilegiert. Ich kann mir heute Dinge leisten, von denen meine Eltern noch nicht einmal träumten. Gleichzeitig haben meine erwachsenen Kinder heute eine Auswahl, die mir in ihrem Alter unvorstellbar war. Es geht uns immer besser. Aber geht es uns auch gut?

Was läuft falsch, dass Psychiater und Psychologen von Hilfesuchenden überrannt werden? Was ist los mit uns? Was fehlt uns? Unsere Taschen sind voll, die Optionen zahlreich, der Bauch gut genährt. Aber unsere Seele scheint seltsam leer zu sein.

Sind wir mit dem, was uns das Leben heute bietet, freier, gelassener, zufriedener? Oder eher verletzlicher, gehetzter, ängstlicher? Tobias Haberl, ein Journalist der Süddeutschen Zeitung, klagt («Unter Heiden», S. 185): «Sieht denn keiner diese klaffende Lücke? Merkt keiner, dass etwas fehlt, das uns im Innersten bewegt und aneinanderknüpft? Ein Geheimnis, das unser Leben verzaubert? Eine höhere Idee? Eine kollektive Hoffnung? Ein gemeinsames Bewusstsein für das, was zählt? Oder warum die vielen Tabletten? Die dauernde Schlaflosigkeit? Die ständigen Termine beim Therapeuten? Die Sucht nach Endlosunterhaltung bei gleichzeitiger Dauererschöpfung? Die Angst vor der Stille? … Das dauernde Gefühl, nicht genug vom Leben abzukriegen?»

Was läuft da schief? Im nächsten «Wort zum Tag» wage ich eine vorsichtige (Teil-)Antwort.

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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