Was läuft da schief? Teil III

«Warum die vielen Tabletten? Die dauernde Schlaflosigkeit? Die ständigen Termine beim Therapeuten? Die Sucht nach Endlosunterhaltung bei gleichzeitiger Dauererschöpfung? Die Angst vor der Stille? … Das dauernde Gefühl, nicht genug vom Leben abzukriegen?»

Ich glaube, Tobias Haberl stellt die richtigen Fragen («Unter Heiden», S. 185). Und ich stimme ihm zu, dass uns heute womöglich etwas Zentrales fehlt: Religion im Sinn von «religare»: Rückbindung an etwas Höheres, Grösseres. An Gott.

Auch wenn das bestimmt nur eine Teilantwort auf heutige Fragen ist: Ich glaube, dass das Eingebettet-Sein in ein Nest wie die Kirche der Einsamkeit vorbeugen und unsere Resilienz stärken kann. Ich glaube, dass Gottvertrauen unserem Leben eine Tiefe und Stabilität verleihen kann, die sich nicht künstlich produzieren lässt. Zwar finde auch ich die Stimmung an einem FCSG-Match toll – aber schon zu Hause ist diese kurzweilige Emotion wieder verflogen. Zwar geniesse auch ich die entspannten Momente in den Ferien – aber schon am Montag danach werde ich wieder vom Alltag gehetzt. Zwar strahle ich, wenn mich ein leckeres Essen mit einem schönen Wein begeistert – aber eine Traurigkeit oder einen Mangel werde ich dadurch nicht los.

Der Physiker und Geigenbauer Martin Schleske könnte recht haben (WerkZeuge, S. 98): «Wir drehen uns viel um uns selbst und wundern uns, dass wir nicht weiterkommen. Sich um sich selbst zu drehen, ist eine Form von Bewegung, aber sie ist kein Weg. Sie führt uns nicht voran. Es macht die Seele schwindlig.»

Take good care!
Pfr. Harry Ratheiser

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